Music Austria, 11. Oktober 2019
Seit rund 35 Jahren macht der Schlagzeuger und Komponist ULI SOYKA Musik. Welche musikalischen Terrains er in dieser Zeit erkundet hat und was er noch alles im Musikbereich umsetzt, beschreibt Jürgen Plank in diesem Porträt. Mitte Oktober läuft in Wien das von ULI SOYKA organisierte ZAUBERKLANG FESTIVAL.
„Ich bin zu einem Macher mutiert“, sagt er über sich selbst. „Umtriebig“ nennt man MusikerInnen wie den Schlagzeuger Uli Soyka üblicherweise. Denn neben seinen Aktivitäten als Musiker betreibt er das Label „Pan Tau X Records“ und organisiert Festivals und Konzerte. Dabei hätte alles ganz anders kommen können: Der 1964 in Wien geborene Soyka ist gelernter Goldschmied und Graveur und hat für einige Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Und zwar so lange, bis er aus gesundheitlichen Gründen damit aufhören musste.
Sein musikalischer Werdegang war freilich längst vorgezeichnet. Ab dem sechsten Lebensjahr lernt der kleine Uli Flöte und wird durch seine Mutter zum Hörer von klassischer Musik und Volksmusik. „Mein intensives Tun im Bereich Musik hat im Internat in Steyr am 23. November 1982 begonnen“, erinnert sich Soyka, und nennt eine Art Nullpunkt seiner Laufbahn als Musiker. An diesem Tag habe er „das Schlagzeug getroffen“. Im Musikraum des Internats, in dem ein Schlagzeug steht, widmet er sich lustvoll und fanatisch diesem Instrument, jede noch so kurze Unterrichtspause nutzt er zum Spielen und Üben. Erste Auftritte finden bei Musikabenden im Internat statt, sein autodidaktisches Lernen trägt bald Früchte und er wird zum Drummer in einer Scorpions-Coverband – auch wenn er sich nicht als Rock-Schlagzeuger fühlt.
In der Musik zu Hause
Davor Genres auszuprobieren, hat Soyka fortan keine Angst. Sein Motto: vieles darf da sein und passieren.„Ich verspüre nur Unbehagen bei egozentrischem unsicherem Handeln der AkteurInnen während eines Konzertes oder einer Performance”, verweist Soyka auf die Spielsituation live improvisierter Musik. Denn bald erkennt Uli Soyka, dass er sich im weiten Feld der improvisierten Musik am liebsten und befreitesten bewegen kann und sich dort zu Hause fühlt: „Es entwickelt sich mit der Zeit eine eigene musikalische Sprache.“
MusikerInnen, die sich nicht in Genregrenzen einsperren lassen und einen weiten musikalischen Horizont haben, faszinieren ihn – genau solche lädt er sich gerne zu selbst organisierten Konzerten und Festivals wie dem Zauberklang 2019 zum Miteinanderspielen ein. Die bislang Eingeladenen ergeben eine illustre Runde: von Kenny Wheeler und John Abercrombie bis David Liebman, Wolfgang Muthspiel und Wolfgang Puschnig. Auch mit Klaus Gesing, Klaus Dickbauer, Julian Argüelles, Rudi Mahall und Kati LaVoix ist Uli Soyka schon auf der Bühne gestanden. Mit seinem Cousin Walther Soyka zu spielen, hat sich noch nicht ergeben – die Idee dazu besteht längst und wartet auf Umsetzung.
Uli Soyka ist als Schlagzeuger, Komponist, Schlagzeuglehrer und Betreiber seines eigenen Plattenlabels Pan Tau-X seit über 20 Jahren in Jazz und improvisierter Musik tätig – sowohl mit österreichischen als auch internationalen Künstlern. Diese Woche erschien das neueste Album, eine Kollektion bisher unveröffentlichter Aufnahmen. Im Gespräch erzählt Uli Soyka über sein bemerkenswertes Leben und Schaffen als Musiker.
Wann und wie hast du mit dem Schlagzeug-Spielen begonnen?
Ich habe sehr spät begonnen. Als Kind, zwischen 6 und 14, habe ich Flöte gespielt. Meine ganze Kindheit war sehr durchwachsen und bis ich 23 war habe ich 18mal meinen Wohnsitz gewechselt. Das ist natürlich auch etwas, das einen im Lauf des Lebens sehr stark prägt. Jetzt bin ich schon seit 1987 in Wien und fühl mich hier auch zu Hause. Ich habe also mit 18 den Weg zum Schlagzeug gefunden. Ein Freund hat mich damals gefragt, ob ich ihn begleiten möchte, weil er sich einen Schlüssel für den Proberaum ausgeborgt hat - ich war damals in einem Internat in Steyr. Und an dem Tag bin ich beim Schlagzeug gelandet und nicht mehr weggegangen. Ich habe dann jede freie Minute, auch in den Schulpausen, genützt, Sachen auszuprobieren. Und das war auch mein Weg: das Ausprobieren, quasi ohne Lehrer. Denn natürlich ist alles dem man begegnet oder das man sieht, ob man mit wem redet oder ob man jemandem zuhört, lehrreich.